• Mehr Wettbewerb würde nicht nur zu mehr Angebot und niedrigeren Preisen führen, sondern auch zu mehr Qualität, Sicherheit und Innovation im Taximarkt.
  • Aktuelle Regulierung verhindert jährliche Kostenvorteile für Verbraucher von bis zu 48 Millionen Euro in großen deutschen Städten.
  • Prof. Dr. Justus Haucap: „Die bestehende Regulierung des Taxi-Marktes behindert alternative Angebote und schadet damit Verbrauchern, Fahrern und der Gesellschaft.“

 

Berlin, 24. Februar 2015. Von einer Liberalisierung des deutschen Taxi-Marktes und der Öffnung für innovative Mobilitätsanbieter würden Verbraucher in Deutschland klar profitieren. Je nach Größe einer Stadt könnten die Bürger jährliche Kosten von bis zu 48 Millionen Euro für ihre individuelle Mobilität sparen. Gleichzeitig würden sie von mehr Qualität und Innovation profitieren. Diese Potenziale werden gegenwärtig nicht genutzt, weil die Regulierung des Taxi-Marktes einen Regelbetrieb neuer digitaler Dienste nicht zulässt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Consultingfirmen des renommierten Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW ECON) sowie des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie (DICE Consult) zur Struktur des deutschen Mietwagen-Marktes im Auftrag von Uber.

Prof. Dr. Justus Haucap, Co-Autor der Studie und Professor am Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie: „Die bestehende Regulierung des Taxi-Marktes behindert alternative Angebote und schadet damit Verbrauchern, Fahrern und der Gesellschaft.“

In ihrem Gutachten haben die Autoren die potentiellen Vorteile von digitalen Angeboten im urbanen Nahverkehr analysiert. Hierzu haben sie den deutschen Taxi-Markt und seine Vorschriften einer Bestandsprüfung unterzogen. Darauf aufbauend hat das Institut ermittelt, welche monetären und nicht-monetären Verbrauchervorteile sich aus einer Liberalisierung ergeben würden.

Quantitative Vorteile für Verbraucher

Eine Liberalisierung des Personenbeförderungswesens würde grundsätzlich zu einer Intensivierung des Wettbewerbs, mehr Angebot und geringeren Preisen führen. Davon profitieren zunächst direkt die Verbraucher: Die potentiellen Einsparungen entsprechen einer zusätzlichen Konsumentenrente[1] von bis zu 16 Euro pro Einwohner und Jahr, je nach Marktdurchdringung und Größe der Stadt, so das Ergebnis von DIW ECON und DICE Consult. Das entspricht einem zusätzlichen Wohlfahrtseffekt für die Verbraucher von bis zu 48 Millionen Euro pro Jahr und Stadt. Bisherige Erfahrungen mit Services wie uberPOP in Städten wie Chicago, Amsterdam, Paris und Stockholm zeigen zudem, dass die Wohlfahrtseffekte mit zunehmender Marktdurchdringung weiter steigen.

Qualitative Vorteile für Verbraucher

Neben direkten monetären Effekten dokumentiert die Studie von DIW und DICE auch weitere qualitative Potenziale. Dazu gehören unter anderem ein Mehr an Sicherheit, Qualität, Transparenz und Innovation.

So kann die Möglichkeit, Fahrer nach der Beendigung der Fahrt zu bewerten, nach Einschätzung der Autoren zu einem intensiveren Wettbewerb um Reputation führen, der über Verbesserungen in den Bereichen Pünktlichkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Fahrsicherheit ausgetragen wird. Von der zusätzlichen Transparenz durch solche Bewertungssysteme profitieren neben den Fahrgästen vor allem diejenigen Fahrer, die einen konstant guten Service anbieten, so die Studie.

Würde man sich zudem von der starren Festpreisregulierung im Taxi-Markt verabschieden, wäre laut Studie eine völlig neue Produkt-Differenzierung möglich. Beispielsweise besteht gegenwärtig ein geringer Anreiz für Taxi-Unternehmer, eine Flotte von Elektro-Fahrzeugen anzubieten, da sie trotz der großen Investition keine höheren Preise veranschlagen dürfen. Das könnte sich mit der Möglichkeit einer freieren Preisgestaltung ändern.

Gleichzeitig versprechen sich die Autoren der Studie durch eine Liberalisierung des Marktes eine Zunahme von innovativen Angeboten insbesondere dort, wo der ÖPNV nur unzureichend verfügbar ist – etwa in den Abendstunden und an Wochenenden sowie in städtischen Randbezirken. Gerade Bevölkerungsgruppen, die sich kein Auto leisten können und für die das Taxi ein Luxusgut ist, dürften von zusätzlichen günstigen Mobilitätsoptionen profitieren.

Der bargeldlose Zahlungsverkehr und die technische Option, Fahrstrecken im Nachhinein lückenlos nachzuvollziehen, schaffen zusätzliche Sicherheit und damit auch Vertrauen auf Seiten des Fahrgasts, so die Studie.

Dr. Ferdinand Pavel, Co-Autor der Studie und Manager bei DIW ECON, erklärt: „Zusätzlicher Wettbewerb durch eine Liberalisierung des Taximarktes würde dem Verbraucher mehr Vielfalt, höhere Qualität und mehr Innovation bieten – und das zu einem geringeren Preis.“

Vorteile für Gesellschaft und Kommunen

Neben den direkten Wohlfahrtseffekten für die einzelnen Beteiligten würde auch die Gesellschaft insgesamt von der Einführung neuer Angebote im Personenbeförderungswesen profitieren, konstatieren DIW ECON und DICE Consult. Aktuell verhindern die Hürden des Personenbeförderungsrechts, dass potenzielle Fahrer ihre Dienste einfach und unproblematisch anbieten können. Damit bleibt ihnen eine Option verwehrt, ihr Einkommen aus eigener Kraft zu verbessern. Eine vereinfachte Regelung würde die Abhängigkeit von öffentlicher Unterstützung reduzieren und dem Staat zusätzliche Einnahmen eröffnen. Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit sind aufgrund der elektronischen Abrechnung bei modernen Mobilitätsanbietern deutlich schwieriger als bei bislang bestehenden Angeboten, so die Studie.

Ein vergrößertes Angebot an Car- und Ridesharing-Diensten würde dazu führen, dass weniger Menschen ein eigenes Auto besitzen müssten, um sich individuell fortbewegen zu können – mit den entsprechenden positiven Umwelteffekten.

Eine Öffnung des Marktes kann auch für etablierte Taxi-Unternehmen Vorteile bieten. Gerade eine Ausdifferenzierung der Dienstleistung entsprechend den Kundenwünschen werde für zusätzliche Nachfrage sorgen, von der auch etablierte Taxi-Unternehmen durch mehr Auslastung und weniger Standzeiten profitieren könnten, so die Autoren der Studie.

Regulierung behindert Marktentwicklung

Um die möglichen Vorteile und Chancen der Digitalisierung auf den Märkten für städtische Mobilität realisieren zu können, sei eine Anpassung der Regulierung an die Gegebenheiten der heutigen modernen Welt erforderlich, fordern DIW ECON und DICE Consult. Die Festpreisregulierung solle ebenso aufgehoben werden wie die quantitative Begrenzung der Konzessionen für Mietwagen in den meisten deutschen Kommunen. Eine ähnliche Empfehlung hatte im vergangenen Jahr bereits die Monopolkommission formuliert. Außerdem sollten qualitative Regulierungsmaßnahmen wie etwa das Erfordernis einer Ortskundeprüfung überarbeitet und ein verlässlicher Rechtsrahmen für neue Geschäftsmodelle geschaffen werden.

„Ein Mindestmaß an Regulierung ist durchaus sinnvoll“, so Prof. Dr. Justus Haucap. „Doch die bestehende Regulierung der Verkehrsmärkte stammt zum großen Teil aus Zeiten vor der Digitalisierung. Deren ökonomische Rechtfertigung, insbesondere für die Festpreisregulierung, die quantitative Begrenzung der Konzessionen und die Ortskundeprüfung ist heute in weiten Teilen hinfällig und sollte von Grund auf überdacht werden.“

Die vollständige Studie ist unter www.diw-econ.de abrufbar.